Abschied vom Micro Four Thirds mFT

Wie der Titel schon sagt, hat bei mir Ende 2017 der Abschied vom mFT begonnen. Der Abschied zeichnete sich schon länger ab und ich möchte auch direkt betonen, dass das mFT System für mich vom Formfaktor her weiterhin mein Traumsystem ist.

Ich möchte vorweg sagen, dass wenn ihr das lest, behaltet im Hinterkopf, dass die Technik bei mir größtenteils im professionellen Bereich genutzt wird und entsprechend die Anforderungen meinerseits gelagert sind. Ich werde von keinem der hier genannten Hersteller gesponsert, alle genannten haben sich mir gegenüber immer sehr freundlich und aufgeschlossen gezeigt, haben geholfen, wenn Hilfe von Nöten war. Dafür erstmal ein Lob an alle.

Woran liegt es nun aber?

Das ganze hat drei Gründe, mit unterschiedlicher Gewichtung.

1. Die Qualität. Meine ansich geliebte OM-D E-M5 MKI wirkte äusserlich sehr robust, doch sie ist es nicht. Die Augenmuschel ist spätestens nach ein paar Wochen weg und das ist sie jedes mal, auch wenn man immer wieder eine nachkauft. Viel schlimmer für mich war allerdings, als die Aufnahme für den Daumen einfach während des Gebrauchs abbrach und die Kamera Richtung Boden rauschte. Gerade dieses kleine Teil, womit man im Endeffekt die gesamte Kamera im Griff hat, ist alleine durch zwei winzige Schrauben am Gehäuse befestigt. Mann würde jetzt denken der Griff für den Daumen wäre massiv, aber nein, es ist ein dünn mit Gummi überzogenes Stück hohler Plastik, in welches die Schrauben hineingedreht sind.

Nun ist ein Body vergänglich, es bleiben die Linsen. Nicht so im mFT. Freut man sich anfangs über die tolle Abbildungsleistung der Linsen, muss man schnell feststellen, dass die Linsen ein großes Problem mit der Langlebigkeit haben. Mein Panasonic 20mm F1.7 würde ich als den schlimmsten Staubsauger bezeichnen, den ich jemals als Linse hatte. Das Panasonic Leica 25mm F1.4 hatte nach nur einem Jahr einen Komplettausfall und mein Olympus 45mm F1.8 sah nach kurzer Zeit schon aus, als hätte es härteste Arbeitsbedingungen von 15 Jahren genossen. Beim Olympus 40-150mm F4-5.6 sah das sehr ähnlich aus.
Etwas ähnliches hatte ich weder bei Canon noch bei Sony, ob die Objektive nun günstiger oder teurer waren.

2. Die Bildqualität. Ich habe öfter mit Olympus Kontakt gehabt, habe Kameras zum Testen bekommen und muss auch rückblickend sagen, dass das wirklich äußerst gute und versierte Menschen sind. Mich freut auch, dass Olympus so sehr Fotografen unterstützt und sich insgesamt so stark für das Thema Fotografie einsetzt.
Doch es gibt ein Problem, welches ich seit Anfang an adressiert habe und das war für mich dann auch der Grund, dass Handtuch zu werfen. ISO100 Ich weiss nicht warum es nach all den Jahren nicht möglich ist, einen Sensor mit einem nativen ISO100 zu bringen. Mein Problem beim mFT war nie, dass die höheren ISO von 3200 oder 6400 gruselig schlecht gewesen wären (das sind sie nämlich wirklich nicht), nein, die unteren ISO waren mein Problem. Ich bin auch der Meinung, dass dies der Genickbruch für das gesamte System ist, wenn man da nicht ganz schnell die Kurve bekommt.

Es ist derzeitig mit keiner einzigen, konventionellen Micro Four Thirds Kamera möglich einen sauberen, blauen Himmel zu bekommen. Wer es nicht glauben mag, nehme sich einfach eine der ORF Dateien aus meinen anderen Reviews und schaue sich mal die Struktur der Bilder bei ISO200 an. Es rauscht sichtbar und man ist immer dazu gezwungen, selbst bei strahlendem Sonnenschein zu entrauschen. Ich hatte damals schon immer gefragt, warum bringt ihr nicht einen ISO100 oder besser noch einen ISO64/50? Keiner braucht ISO25.600 bei einer mFT, funktioniert eh nicht, aber der ist drin statt ein sauberer ISO 100 oder niedriger. Micro Four Thirds ist inzwischen abgeschlagen, was die Bildqualität bei niedrigen ISOs angeht. Das mag dem Hobbyisten evtl. noch reichen, aber mehr geht einfach nicht. Wenn ich dann sehe, wie mit hart bearbeiteten Bildern von Olympus Pros geworben wird, ich selber aber genau weiss, wie anfällig die ORFs sind, denke ich mir jedes mal, was für eine Verschwendung, wie schade ist es um diese tollen Bilder, dass sie mit einer Micro Four Thirds abgelichtet wurden.
Das hört sich jetzt hart an, aber ich will an der Stelle einfach ehrlich sein. Die Welt hat sich weitergedreht und freute ich mich vor ein paar Jahren, wie gut die Dynamik der Olympus gegenüber meiner Canon 5D MKII ist, zucke ich heute zusammen, wie schlecht sie gegenüber meiner A7RI und A7RIII ist. Klar, dies sind Kleinbildkameras, aber gerade die A7RIII hat ebenfalls eine Pixeldichte, die schon leicht bedenklich ist. Ich hatte errechnet, dass meine E-M5 eine Pixeldichte von um 61Mpix auf Kleinbild hat, ist also ca. 1/3 dichter, als die A7RIII. So groß ist der Unterschied diesbezüglich nicht, nur das das Ergebnis weit auseinander klafft. Nun könnte man sagen, naja, die E-M5 MKI ist alt, da gibt es ja längst die neueren 20Mpix Sensoren, nur leider hat sich bezüglich des Rauschens an der Stelle nichts getan und auch die Dynamik ist weit von einer aktuellen Kamera mit APS-C Sensor entfernt, da man es nach zig Jahren weiterhin nicht für nötig hält, einen nativen ISO100 zu implementieren. Die anderen sind soviel besser nicht, aber sie gehen bis ISO100 hinunter und den braucht es nun mal, wenn man wirklich saubere Bilder möchte.

Als einem Kunden dann tatsächlich der Qualitätsunterschied zwischen den Bildern auffiel und mich darauf ansprach, wurde ich nachdenklich. Ich reduziere die Bilder bei Events etc. auf 10 Mpix hinunter, daher sind sie von der Größe und auch vom Namen her nicht zu unterscheiden gewesen. Doch wer öfter den Vergleich hat, erkennt die Unterschiede dann doch. Für die Arbeit habe ich die Olympus daher schon 2017 kaum noch genutzt. Dann nahm ich zum Spaß die A7RI nur mit dem winzigen 50mm F1.8 auf einen meiner Städte Trips mit und stellte relativ schnell fest, dass ich mich lieber auf die 50mm beschränke, als mich von der Kamera beschränken zu lassen. Die Bilder der damals noch A7RI waren einfach soviel besser, dass ich auch für meine privaten Reisen, die Olympus verbannte. Ich hatte sie gekauft, weil alles so klein und leicht ist, aber die Qualität der Bilder unterscheidet sich so stark, dass ich lieber wieder schleppe, als mich in meiner Bildwelt und meinem Anspruch an die Bildqualität einschränken zu lassen.

Die Bildwelt ist dann auch die Überleitung zu Punkt 3.

3. Die Bildwelt. Ich war vor dem mFT schon zig Jahre mit Kleinbildkameras unterwegs, daher habe ich eine gewissen Sichtweise für mich und mein Bildempfinden geprägt, die ich schwer loszulassen bereit bin.

Die Freistellung ist sowohl Fluch als auch Segen zugleich, ist sie ein Segen wenn man ein 25mm F1.4 einfach offen nutzen kann, um die volle Lichtstärke auszunutzen und trotzdem zwei Leute nebeneinander scharf zu bekommen, ist sie ein Fluch, weil man selbst mit extrem überteuerten 25mm F1.2 nicht die Freistellung eines günstigen 50mm F1.8 am KB erreicht.
Eine Sache die mich bei meinen Objektiven sehr gestört hat, ich habe keine vernünftigen Blendensterne zustande bekommen. Ich habe mich damit nicht tiefergehend befasst, woran dies liegt, es ist mir nur negativ aufgefallen und gerade bei Weitwinkelaufnahmen, ist mir dies sehr wichtig.

Ansich gibt es noch einen Punkt 4, aber der betrifft aktuell mehrere Hersteller. Gemeint ist die bisweilen absurde Preispolitik. Für Objektive wie ein Olympus 25 oder 45mm F1.2  werden aktuell um die 1300€ fällig, nur für was eigentlich? Für ein Objektiv, welches nur einen kleinen Sensor auszuleuchten hat und dieser die Qualität der Linse nicht im Ansatz wiedergeben kann? Hier klafft für meine Begriffe derzeit eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Heisst das jetzt, alles Schrott?! Nein, natürlich nicht. Für mich bedeutet es, dass das System für meine Zwecke nicht mehr passend ist. Die Sony A7RIII deckt bei mir sämtliche Aufgabenbereiche perfekt ab, daher ist sie nun einfach zu meiner Wahl geworden. Ich muss mir bei dem Gerät über nichts mehr weiter Gedanken machen, sie passt für mich einfach besser. Als ich die A7R I gekauft habe, war an dem Gerät alles so unausgereift, dass ich das Gerät nur schwerlich für alle Bereiche hätte einsetzen können. Einzig ihre Bildqualität war der Olympus und der Canon immer überlegen, aber der Rest war nur durch sehr viel Wohlwollen zu ertragen. Daher versteht das hier bitte nicht als Gebashe gegen einen Hersteller, ich habe gar keinen Grund dazu.

Ich hoffe vielmehr, dass Olympus und Panasonic irgendwann noch einmal die Kurve bezüglich der Bildqualität bekommen, denn dieses System hat ansich soviel zu bieten. Für den Hobbyisten oder Amateur, der klein und leicht unterwegs sein möchte, ist dieses System gerade im Uralub weiterhin eine klare Empfehlung. Selbst Objektive wie das günstige 40-150mm F4-5.6 haben eine hervorragende Abbilungsleistung. Es ist so klein und leicht, dass ich es geliebt habe. Ich wollte gar kein teureres, einfach weil es so klein und leicht ist. Selbiges gilt auch für das 45mm F1.8.

Mal schauen was die Zukunft bringen wird... .